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Schweizer Blasmusik-Dirigentenverband

EMBA

Leadership im Takt – Was ich vom Dirigieren gelernt habe

27. Oktober 2025
von Theo Martin
Ein Dirigent zeigt, wie moderne Führung gelingt: durch Empathie, Orientierung und klare Impulse.

Gian Walker

Gian Walker ist Dirigent, Stratege und Führungspersönlichkeit. Zum Zeitpunkt der Verschriftlichung dieses Beitrags war er Mitglied der Geschäftsleitung im Hotel Schweizerhof Luzern und absolvierte den Executive Master of Business Administration (EMBA) an der Hochschule Luzern. Seit kurzem ist zudem Leiter Geschäftsstelle des Schweizer Blasmusikverbandes SBV.

 

 

 

 

Ein Dirigent allein bringt keine Sinfonie zum Klingen. Erst das Zusammenspiel aller macht Musik lebendig. Diese Erfahrung prägt meine Führungsarbeit, im Konzertsaal wie im Hotel. Ein Plädoyer für achtsames Leadership und kollektive Stärke – weil hierarchisches Denken eben nicht (mehr) ausreicht.

Bevor ich in einer Band oder einem Orchester zum Taktstock greife, halte ich einen Moment inne. Wie kommuniziere ich, wie leite ich die Musiker, die heute vor mir sitzen? Wie es ist, im Konzertsaal auf der anderen Seite der Bühne zu agieren, kenne ich bestens: Ich spiele aktiv Cornet in einer Höchstklasse-Brassband. Dort bin ich Teil des grossen Ganzen, ein einzelnes Zahnrad im komplexen Uhrwerk. Ich höre hin, passe mich an, agiere im Kontext und folge den Anweisungen des Dirigenten.

Auf beiden Seiten des Dirigentenpults zu wirken, erlaubt mir eine differenzierte Sicht auf Führung: Es braucht Klarheit und Richtung, aber auch das Bewusstsein, dass Erfolg nur im Miteinander entsteht.

Hierarchisches Denken reicht nicht aus

Diese Erkenntnis prägt meinen beruflichen Alltag: Ich leite den Bereich Business Development in einem 5-Sterne-Hotel in Luzern und bin Teil der Geschäftsleitung. Hier führe ich einen eigenen Cluster – mit unternehmerischer Verantwortung. Gleichzeitig bin ich eingebettet in ein Team, das gemeinsam an einem ganzheitlichen Gästeerlebnis arbeitet. Unser Hoteldirektor übernimmt dabei die Gesamtleitung – wie ein Dirigent auf der Bühne.

Im Rahmen meines EMBA-Studiums an der Hochschule Luzern habe ich mein Führungsverständnis weiter geschärft. Besonders der Megatrend „Leadership neu gedacht“ liefert mir dabei eine klare Orientierung: In einer zunehmend komplexen und dynamischen Arbeitswelt reicht hierarchisches Denken nicht aus. Was zählt, ist Beziehungsgestaltung, Vertrauen, Partizipation – und das Erkennen individueller Stärken.

Exzellenz entsteht im Zusammenspiel

Wie auf der Bühne arbeite ich im Hotel mit hochqualifizierten Fachpersonen: Kommunikationsexpertinnen, Sommeliers, Köche, Eventplanerinnen, Housekeeping-Profis. Sie alle beherrschen ihr „Instrument“. Meine Aufgabe – und die der ganzen Geschäftsleitung – ist es nicht primär, ihnen ihre Arbeit zu erklären, sondern die Bedingungen und ein Umfeld zu schaffen, in denen sie Höchstleistung erbringen können. Ich gebe Impulse, fördere Vernetzung, höre zu und halte den Rahmen. So entsteht ein Miteinander, das mehr ist als die Summe seiner Teile.

Dasselbe gilt in einem Orchester: Ich forme Klang, Rhythmus, Ausdruck – ohne selbst mitzuspielen. Es ist nicht meine persönliche Leistung, die das Publikum berührt – sondern das Zusammenspiel aller. Ich bin mitverantwortlich, aber nicht alleinverantwortlich. Diese Erkenntnis entlastet – und verpflichtet zugleich.

Fazit: Führung ist kein Solo

Gute Führung ist nicht Kontrolle, sondern Kontext. Es geht darum, Räume zu schaffen, in denen Talente wachsen können – und Menschen sich in ihrer Rolle entfalten dürfen. Sei es als Solistin auf einer Konzertbühne oder als Grafiker im Marketing-Team.

Das Management-Modell des EMBA Luzern bringt es auf den Punkt: Der Mensch steht im Zentrum – sowohl im Betrieb, in der Strategie als auch im Leadership. Führung bedeutet heute, Sinn zu stiften, Potenziale zu fördern und eine Bühne für Entfaltung zu bereiten.

In der Musik wie im Hotel zählt nicht die Machtposition, sondern die Fähigkeit, Menschen zu verbinden – sie anhand ihrer individuellen Fähigkeiten zu einem leistungsstarken Team zu formen. Leadership ist keine Einzelleistung – sondern die Kunst, andere zum Leuchten zu bringen.

 

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Dieser Artikel ist erstmals am 20. August auf der Website der HSLU publiziert worden. Der Abdruck hier erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Autors.

 

Zur Person

Gian Walker wurde 1986 geboren und ist in Luzern aufgewachsen. Seine musikalische Grundausbildung genoss der Cornetist und Trompeter in der Musikschule der Stadt Luzern sowie in der Brass Band Bürgermusik Luzern. Das Dirigierstudium bei Prof. Franz Schaffner an der Hochschule Luzern Musik beendete Gian Walker im Januar 2014 erfolgreich mit dem Masterabschluss. Mit Nebenfach Trompete studierte er bis zum Bachelor an der Abteilung Klassik bei Markus Würsch und während seines Masterstudiums an der Abteilung Jazz bei Lars Lindvall. In seiner Jugend hat er mehrere erste Plätze an Solistenwettbewerben erspielt und als Dirigent gewann er mit der von ihm mitgegründeten Brass Band Abinchova (Ebikon, LU) in den Jahren 2012 und 2013 den Schweizermeistertitel am SBBW in Montreux in der dritten Stärkeklasse. Im Jahr 2015, nur zwei Jahre später, schaffte er es mit derselben Band in der zweiten Stärkeklasse ganz zuoberst auf das Podest.

Gian Walker dirigierte unter anderem die Feldmusik Luzern (die Lucerne Concert Band sowie die Lucerne Marching Band) oder das Jugendblasorchester der Stadt Luzern. In der Armee arbeitete er von 2014 bis 2017 als Dirigent und Ausbildner der Militärmusik Rekrutenschule und führte das Brass Band Spiel der Territorialregion 2 (Zentralschweiz). Gian ist Cornetist der Brass Band Bürgermusik Luzern und hatte mit 30 Jahren sein Debut als Dirigent an einem Höchstklasse Brass Band Wettbewerb, mit der Oberaargauer Brass Band am Swiss Open Contest in Luzern. Seit 2018 dirigiert Gian zudem die Brass Band Feldmusik Knutwil (1.Klasse).

Gian Walker wird gerne als Experte und als Gastdirigent gebucht. Für seine erfolgreiche Arbeit als Dirigent wurde er im Jahr 2012 von 7’500 Personen zum Rüüdige Lozärner gewählt. Die Tätigkeiten als Choreograph, Arrangeur und Komponist runden sein musikalisches Schaffen ab.

2019 beendete Gian sein Zweitstudium an der Schweizerischen Hotelfachschule Luzern mit dem Diplom zum eidg. dipl. Hôtelier-Restaurateur HF. Während 7 Jahren arbeitete er in der Geschäftsleitung des 5*- Hotel Schweizerhof Luzern als Director of Business Development. Seit Herbst 2025 ist Gian Walker Leiter Geschäftsstelle des Schweizer Blasmusikverbandes SBV.