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Schweizer Blasmusik-Dirigentenverband

Eine extrem spannende Probe - bei den Streichern

18. September 2023
12 Dirigentinnen und Dirigenten haben vom BDV-Angebot «Eine Probe mit Hervé Grélat» profitiert: Erstmals aber nicht bei einer Blasmusikformation, sondern bei einem Symphonieorchester.

Den Blick über die Blasmusik hinausschweifen lassen: Wer kann schon an der Probe eines Sinfonieorchesters teilnehmen? Möglich machen es die Probenbesuche des BDV. Weil Dirigent Hervé Grélat in Blasmusikkreisen bestens bekannt ist, nutzte ein Dutzend engagierter Dirigentinnen und Dirigenten die Chance (Grélat dirigiert unter anderem die Stadtmusik Luzern und unterrichtet Blasmusikdirektion an der Hochschule in Luzern). 

Der aus der Blasmusik stammende Dirigent Hervé Grélat macht schon beim Eintreffen vor der Probe Witze zum ungewohnten Publikum: Die Probleme seien gleich wie in der Blasmusik, sagt er: Zu laut, zu wenig stabile Töne, die Leute nicht immer bei der Sache …

Wirklich? Zuerst besuchen wir die Registerprobe der Bläserinnen und Bläser. «Vorwärts denken», heisst es da etwa – am Konzert wird auch ein Chor mitwirken. Das erfordert hohe Konzentration.

Der Umgang im Orchester ist freundschaftlich, die Stimmung locker – wie in einem guten Blasmusikverein.

«Probier jeden Ton zu bauen», empfiehlt der Dirigent – die Bläserin soll wie die Sänger an das Werk herangehen und nicht daran denken, dass der eine Ton auf dem Fagott nicht gut klingt. «Intonation wird sofort besser bei runden Tönen», stellt Grélat fest. Dazu macht der Dirigent viel Intonationsarbeit.

Klare Werksvorstellung, klare Instruktionen – der Dirigent arbeitet beharrlich. Der ausgezeichnet Schweizerdeutsch sprechende Jurassier hat aber auch das Verständnis, wenn es noch nicht perfekt klingt. 

Bei den Streichern leitet die Konzertmeisterin Ilona Naumova die Registerprobe. Die Arbeit ist gleich. Es geht um Intonation, um Präzision, um das Verhältnis zwischen «Frage» und «Antwort» – und um Fingersätze. Und am Ende Laufs wird es zu schnell.

«Entlasten» ist eine weitere Anweisung, die wir in der Blasmusik ebenfalls kennen. Bei Triolen nicht überholen. Man staunt, wie rasch es besser tönt, nachdem die Konzertmeisterin es einmal vorgemacht hat. 

In der Gesamtprobe fällt sogleich die Leaderposition der Konzertmeisterin auf. Sie ist (nebst dem Dirigenten) der einzige Profi im Orchester. Grélat probt nun viel weniger an Details, der Gesamtklang ist wichtiger. Und plötzlich klingt es richtig gut.

Der Dirigent ist hier nicht zuständig für instrumentenspezifische Probleme. Die Konzertmeisterin unterstützt ihn immer wieder mit fachtechnischen Anweisungen.

Insgesamt ist die Arbeit tatsächlich kaum anders als in einer Blasmusikprobe. Der Dirigent hatte also recht mit seiner Ankündigung vor der Probe. Umso überraschender die Mitteilung, dass Hervé Grélat beim Berner Musikkollegium nach acht Jahren im Herbst aufhört. Die Erklärung ist aber simpel: Er übernimmt eine bekannte Brass Band als Dirigent.  

Das Konzert des Berner Musikkollegiums wird am Samstag, 11. November, um 20 Uhr in der Stadtkirche Thun stattfinden. Ebenso am Sonntag, 12. November, um 17 Uhr in der Französischen Kirche Bern.