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Schweizer Blasmusik-Dirigentenverband

Zu Besuch in der zweitletzten Probe

02. September 2022

Der BDV durfte einer Probe des Symphonischen Blasorchesters Kreuzlingen beiwohnen. Hier der Erfahrungsbericht zweier Seminarteilnehmer.

Am 29. August hat im Rahmen der BDV-Seminarreihe 2022 der zweite Anlass stattgefunden: Eine Probe mit dem Symphonischen Blasorchester Kreuzlingen und seinem Dirigenten Stefan Roth. Diese Probenbesuche werden exklusiv für BDV-Mitglieder organisiert. Man kann sich HIER immer noch anmelden.

Anstelle eines allgemeinen Berichts drucken wir hier das Feedback zweier Teilnehmer ab. Es ist deren persönliche Sicht auf einen spannenden Probeabend - mit durchaus verschiedenen Schlussfolgerungen. Das zeigt exemplarisch, dass die Wirkung der Musik auf uns eben sehr verschieden sein kann.

Der BDV dankt Thomas Fischer und Bernhard Meier für die spannenden Berichte. Dem Symphonischen Blasorchester Kreuzlingen und seinem Dirigenten Stefan Roth danken wir herzlich, dass der BDV zu Gast sein durfte!

 

Thomas Fischer:

Details statt musikalische Arbeit

- Zweitletzte Probe vor dem Konzert
- 1. Teil: Leichte Wiener Klassik; Radetzky Marsch, Fledermaus (Ouvertüre), Vergnügungszug (Polka), Rosen aus dem Süden (Walzer)
- 2. Teil: Big Band (mit Sängerin); Proud Mary, Skyfall, Feeling Good

Ich finde die Probezeit von drei Wochen für ein solches Programm sehr, sehr sportlich! (Höchstklasse?)
Das Konzert wird vermutlich sehr „lebendig“ sein ...

Stefan musste noch ziemlich viel an Details proben, z.B. Rubati in der „Fledermaus“ und „Rosen aus dem Süden“. Bei vielen solchen Übergängen gelang es ihm leider meistens noch nicht, seine Ideen an die Leute zu bringen, weil die Bläser und Schlagzeuger noch sehr mit dem Notentext beschäftigt waren!

Stefan versuchte schon auch grössere Teile zu spielen, wurde aber immer wieder durch falsche Töne und rhythmische Fehler gestoppt. Man merkte ihm schon an, dass er sich genervt hat! Würde mir in dieser Situation gleich gehen!

Das Orchester hat einen sehr jungen Altersdurchschnitt, was sehr erfreulich ist! Der Übertritt von der Jugendmusik in das SBO scheint zu funktionieren!

Das Orchester war recht gut fokussiert und konzentriert bei der Arbeit. Was mich überraschte, dass so kurz vor dem Konzert doch noch einiges nicht funktionierte: Falsche Töne, rhythmische Fehler, Übergänge unsicher, technische Probleme usw.

Ich hoffe, dass sich das Orchester am Konzert noch steigern wird!

 

 

Bernhard Meier:

Dynamisch – lebendig – zielführend
Um 19.45 Uhr begrüsste Dirigent Stefan Roth im Namen des Symphonischen Blasorchesters Kreuzlingen sowie als Vorstandsmitglied vom BDV herzlich die Besucherin und die acht  Besucher dieser Montagsprobe. Drei Wochen Vorbereitung sind für den Konzertanlass „Symphonia Summernight“ auf Schloss Girsberg vorgesehen. Wir durften die zweitletzte Probe fünf Tage vor dem Konzerttermin besuchen und dadurch eine spannende Ausgangslage miterleben: Ein toll besetztes, sehr leistungsfähiges Blasorchester, ein hervorragender Dirigent, wenig Zeit bis zur Konzertreife.

Verständlicherweise ging es nach den liebevollen Begrüssungsworten und dem Einstimmen über die Oboe sehr schnell zur Sache. Beeindruckt hat mich an diesem Abend vor allem die hohe Probeeffizienz. Drei Aspekte für diese Effektivität möchte ich kurz hervorheben.

Der Dirigent verstand es hervorragend, die musikalischen Qualitäten der Orchestermitglieder und den „Zustand“ des musikalischen Inhalts einzuordnen und handelte dabei situativ enorm flexibel. Diverse Passagen klangen anfänglich zum Teil noch weit entfernt von einem „ausgereiften Hörgenuss höchster Güte.“ Durch bewusst differenziertes Lenken (priorisierte, klare Regieanweisungen mitgeben – Zuhören, wo und wie das Orchester sich selbst entwickelt – punktuell nötiges und beharrliches Einfordern im Detail) wurden rasch grosse Verbesserungen erreicht und der Hörgenuss massiv gesteigert!

Die Orchestermitglieder setzten Korrekturen schnell um, behielten Definiertes konsequent bei und korrigierten eigenständig vieles. Auffällig häufig ergriffen die Musiker*innen den Bleistift für Notizen im Notentext (Anweisungen des Dirigenten, eigene Erfahrungen). Zudem war eine kollegiale, positive Hilfsbereitschaft untereinander spürbar. Der „Hunger“, gemeinsam schnell besser zu klingen, ist sehr gross. Diese Einstellung und dieses Probeverhalten der Orchestermitglieder haben mir imponiert!

Die „Lebendigkeit und Frische“ des Orchesters hat mir sehr gefallen. Es war an diesem Abend noch nicht alles perfekt gespielt, jedoch wurde enorm viel Gutes zusammen entwickelt. Den Probeprozess erlebte ich als sehr dynamisch, lebendig, fokussiert und zielführend. Ein Konzertprogramm innerhalb dreier Wochen in die erwartete Konzertreife zu bringen ist mutig und ambitioniert. Es zeigt aber auch auf, dass das Vertrauen seitens musikalischer Leitung in die Qualitäten des Orchesters sehr gross ist und den Mitgliedern diese zielführende und dynamische Probekadenz zugetraut wird.

 

Die nachfolgenden Bilder stammen von Bernhard Meier, herzlichen Dank!