Skip to main content
Schweizer Blasmusik-Dirigentenverband

Kennt Europa die Schweizer Blasmusikliteratur?

15. September 2023
Wird die Schweizer Blasmusik und ihre Literatur international überhaupt wahrgenommen?  Eine illustre Gästeschar diskutierte diese Frage am Blasmusikfestival aVENTura.

Felix Hauswirth befragte dazu Hermann Pallhuber, Leon Bly, Lorenzo Della Fonte, Thomas Ludescher, Franco Hänle und Miguel Etchegoncelay.

Wie sehen die Gäste die Schweizer Blasmusikliteratur: Etchegoncelay verfolgt die Litertaur mit Bewunderung. Als Argentinier kannte er die Mischung zwischen Moderne und Tradition vorher nicht. Er sieht eine vielversprchende Zukunft mit einigen jungen Komponisten. Bly stellte eine Statistik vor: In den letzten 12 Jahren hat er an einer zweibändigen Werk über Litertaur gearbeitet., Die Schweiz steht in der Liste auf Platz 9. Della Fonte sagte, dass in italien nur Cesarini bekannt sei – und vielerorts als Italiener angesehen werde. Die an die Schweiz angenzenden Provinzen hätten als erste Transkriptionen aufgegeben und auf Originalliteratur gesetzt. 

Hänle kennt in Süddeutschland ähnliche Diskussionen. Dort spreche niemand über Komponisten aus der Generation von Stehan Jaeggi. In Süddeutschland werden mehr jedoch Schweizer Komponisten gespielt als deustsche. Pallhuber arbeitet in Deutschland und findet es dort nicht so schlimm wie vermutet. Die Rezeption bei grossen Events sei gegeben. Schweizer Literatur werde vor allem im Selbstwahlbereich gewählt. Die Schweiz strahle stark nach Deutschland aus. Ludescher fand, die Schweiz habe auch in Oesterreich einen grossen Einfluss. An  Vorarlberger Ausbildungsgängen für Blasmusik sind auch viele Schweizer Studierende zu finden. Die Schweiz spiele eine grosse Rolle, die zwei Besetzungsformen haben Ludescher geprägt, auch die Arbeit von Wasbe habe einen grosen Einfluss. Schladming habe im Moment nicht die Ausstrahlung wie früher in der Schweiz  Uster, Grenchen oder das Jungfrau Music Festival. Zudem schaffe es die Schweiz an ihren Wettbewerben immer, neue Werke in Auftrag zu geben. 

Ist die Dichte guter zeitgenössischer Komponisten in der Schweiz grösser? Hänle verwies darauf, dass es in Deutschland keine Förderung für junge Komponisten gibt. Diese Praxis sei eine Ursache für die Dominanz der Schweizer Komponisten. In Frankreich spielen die 445 Konservatorien eine grosse Rolle. Laut Etchegoncelay steht die Blasmusik am Rande. Es werde viel geschrieben, aber das Image sei nicht gut. Auch ältere Kompositionen würden kaum gespielt. Einzig Cesarini, Waespi sowie Honegger und Martin würden oft gespielt. Alle anderen Komponisten würden ausser bei ihm überhaupt nicht wahrgenommen.  

In Italien gibt es viele junge Komponisten. Das Problem sei, dass die Dirigenten von der Bearbeitungsseite kommen, nicht aus dem Kompositionskurs. Hauswirth sagte, auch in Basel habe es nie eine gute Verbindung zwischen der Blasmusikabteilung und dem Kompositionskurs gegeben. Für Della Fonte sind junge Schweizer Komponisten besser als italienische. Organisationen wie der Schweizer Blasmusikverband SBV seien für Italien ein Traum.

Bly fand, in Deutschland würden auch keine deutschen Kompositionen gespielt. Die Komponisten müssten ermutigt werden, nicht nur für SInfonieorchester zu schreiben. Pallhuber findet, dass die Schweizer sich unter Wert verkaufen. Selbstbewusstsein im Marketing senke jedoch die Qualität. Zu sich zu stehen, sei die der grösste Qualitätsausweis für junge Komponisten. Ludescher erwähnte die Ausbildungsinstitute. In der Schweiz werde besser zusammen gearbeitet, auch an den Hochschulen. In Österreich sei das überhaupt nicht so. 

Hauswirth findet, der Kompositionsstil verändere sich gegenwärtig weg von melodisch-harmonischen Kompositionen, zu rhythmische-klanglichen Werken. Diese Stücke finden auch sehr Applaus. Ausländischen Komponisten sind in diesem Genre aber kaum vertreten. Pallhuber betonte, die Welt habe sich verändert, was sich auch im Komponierstil spiegle. Wer in seinen Kompositionen kleine Inseln mit traditioneller Harmonik einbaue, komme weiter.

Etchegoncelay ist nicht sicher, ob das stimmt. Zu viele Kompositionen würden dem Mainsteam folgen. Er ist sich noch nicht sicher, ob Rhythmus und Farbe für die Blasmusik ein wichtiger Trend werden.

Bly findet viele Musik lauwarm. Der Tee müsse heiss oder kalt sein, aber niemals lauwarm. Wer keine Reaktion auslöse, habe auch keinen Einfluss.  

In der Schlussrunde fragte Hauswirth, welchen Rat die Experten der Schweiz auf den Weg geben. Ludescher wünscht sich weiterhin Akzente wie die Zusammenarbeit zwischen  Komponisten und der  Dirigentenausbildung. Bly erwartet weiterhin viel gute Musik aus der Schweiz. Della Forte wünscht sich mehr Bands in der konzertanten Welt. Etchegoncelay ist begeistert von aVENTura. Die Schweiz müsse systematisch weitergehen, solche Begegnungen gebe es in Frankreich nicht. Es sei genial, wie sich die Schweizer Szene selbst in Frage stellen.

Hänle sieht Werke über die Schweiz als potenzielle Türöffner. Dazu passe auch ein Werk aus der Schweiz, was die Quote erhöhe. Palhuber hofft, dass sich die schweizerische Musikszene treu bleibt. Er hofft, dass es weiterhin solche Plattformen wie aVENTura gibt. und Komponisten künftig überall die gleiche Wertschätzung entgegengebracht wird wie hier. Komponisten seien die Quelle der Musikentwicklung. Es sei toll, dass die Schweiz Orte schaffen, wo sich die Pflänzchen entwickeln könne.