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Schweizer Blasmusik-Dirigentenverband

In der Militärmusik wird nicht geschossen

12. September 2023
Am Mittagstalk von aVENTura sprachen SBV-Präsidentin Luana Menoud-Baldi und Oberstleutnant Aldo Werlen über die Zusammenarbeit der Blasmusik mit der Militärmusik. Es ging auch um junge Frauen.

aVENTura hat nicht nur viel Musik geboten, sondern auch interessante Hintergrundgespräche. So hat man erfahren, dass in der Familie von Luana Menoud-Baldi vor ihr niemand in einer Blasmusik gespielt hat. Sie entdeckte diese Welt an ihrem damaligen Wohnort Faido selber. Die soziale Seite und die Leidenschaft für die Blasmusik hätten sie geprägt, sagte die Verbandspräsidentin dem Gesprächsleiter Peter Schmid.

Anders ist es beim in Ferden im Lötschental aufgewachsenen Aldo Werlen. Dort gab es nicht eine grosse Auswahl an Freizeitmöglichkeiten – und Werlen stammte aus einer sehr musikalischen Familie. So kam er früh mit Brass Bands in Kontakt. Ein prägendes Erlebnis waren die Konzerte der Militärmusik und der Britannia Building Society Band. 

Menoud-Baldi hat selber nie Militär gemacht, obwohl Diskussionsleiter Peter Schmid sie als “schneidig” bezeichnete. Damals aber waren Frauen noch nicht gefragt in der Militärmusik – obwohl sie das gerne erlebt hätte, wie sie am Mittagstalk sagte. Werlen hat im Dorfverein und in regionalen Bands gespielt – die Militärmusik war da immer wieder ein Thema. Schon als Jungmusikant war es deshalb ein Ziel, in die Militärmusik zu kommen.

Die Militärmusik hat sich gewandelt. Früher lag der Schwerpunkt auf dem Militär, heute auf der Musik, sagte Werlen. Das Schwergewicht liege heute auf der Qualität – wie an aVENTura das Sinfonische Blasorchester Schweizer Armeespiel zeigte. Bei der Quantität gebe es aber gewisse Probleme, so der stellvertretende Kommandant. Die Anmeldungen für die Fachprüfung nehmen ab.

Menoud-Baldi hat festgestellt, dass im Sinfonischen Blasorchester keine Frau mitspielt. Werlen sagte, im Bestand habe es zwei oder drei Frauen, die aber am aVENTura-Wochenende nicht anwesend waren. Insgesamt habe es aber nur ein Prozent Frauen in der Militärmusik. Das Potenzial soll besser ausgeschöpft werden.

Noch schreckt die Armee aber viele Frauen ab, in die Militärmusik einzutreten. In den Vereinen werden Instrumente wie Klarinette, Flöte, Flügelhorn und Es-Horn vor allem von jungen Frauen gespielt. Diese fehlen der Militärmusik. 

Menoud-Baldi bedauerte, dass es oft eine negative Meinung über die Armee gebe. Dabei sei die Militärmusik eine der besten Bereiche der Armee. Die Militärmusiker werden von den Musikvereinen ausgebildet, in der Militärmusik weitergebildet und könnten dann in der Blasmusik wieder führende Rollen übernehmen. Moderator Peter Schmid stellte deshalb fest, dass die Blasmusik von der Militärmusik profitiere. 

Künftig müssen Frauen an einem Orientierungstag teilnehmen. Da Militärmusik will da präsent sein und den jungen Frauen die Angst vor dem Militärischen nehmen. Wenn eine Frau die Fachprüfung nicht besteht, muss sie in keine andere Truppengattung einrücken. Zudem leistet die Militärmusik einen waffenlosen Dienst. Diskussionsleiter Schmid fand, das müsse besser in die Blasmusik hinausgetragen werden.

Die Zusammenarbeit der zivilen Welt und der Militärmusik ist heute völlig problemlos, wie beide Podiumsteilnehmer bestätigten. Man trifft sich immer wieder und realisiert gemeinsame Projekte.

Menoud-Baldi ist seit zehn Jahren in der Verbandsleitung. Beim Prix Musique beispielsweise sei die Zusammenarbeit hervorragend. Neu sei auch die logistische Unterstützung hinzugekommen. Beispielsweise kann der SBV die Kasernen in Bern oder Aarau nutzen.

Aldo Werlen blickt auf 20 Jahre zurück. Sein Fazit: Am Anfang habe jeder in seinem Gärtchen gewirkt und allen ist es gut gegangen. Mittlerweile habe man festgestellt, dass man gemeinsam mehr erreiche. Auch die Vorgesetzten in der Armee hätten das erkannt. Die Militärmusik könne heute viel freier entscheiden. So kann die Militärmusik den SBV mit Manpower, Fahrzeugen, Musik und Instrumente unterstützen.

Menoud-Baldi wünschte sich, dass die Militärmusik einen schönen Platz im Milizdienst habe. Für die Blasmusik sei dies sehr wichtig. Der Wunsch ist, dass die gemeinsamen Projekte stärker werden und die Zusammenarbeit weiter vertieft werden kann.

Werlen sieht das gleich. Er ist überzeugt, dass “wir genau in diese Richtung weiterarbeiten können”. Die Förderung der Schweizer Blasmusik sei ein zentrales Anliegen der Militärmusik. Diese solle Literatur spielen, einspielen und archivieren. Das werde auch für ihn ein zentraler Punkt bleiben.  

Zudem wäre Werlen froh, wenn der SBV den jungen Frauen mitteilen könnte, dass die Militärmusik Erlebnisse schaffen. Bei Umfragen sei jeweils die Kameradschaft der entscheidende Punkt, da die Jungen das in der Blasmusik nicht mehr immer finden.  

Bilder: RSfilm/windband.ch